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15.06.2016

Viele unzufriedene MINT-Fachkräfte

Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz MINT, sind in der Schweiz stark nachgefragt. Was erwarten sie von ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern? Eine Studie der Hochschule Luzern und der Berner Fachhochschule zeigt: MINT-Fachkräfte möchten ihre Kompetenzen durch herausfordernde Fach- und Projektaufgaben weiterentwickeln, wünschen eine partizipative Führungskultur und flexible Arbeitsmodelle. Ihre Erwartungen werden aber oft nur unzureichend erfüllt.

Informatik-Studierende an der Hochschule Luzern

 


Die Nachfrage nach MINT-Fachkräften in der Schweiz hat sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten gemäss Bundesamt für Statistik verzehnfacht. Grund dafür ist der tiefgreifende Strukturwandel hin zu einer technologie-affineren Wissensgesellschaft. Dabei übersteigt die Nachfrage das Angebot: Es herrscht ein ausgeprägter Mangel an MINT-Fachpersonen, der sich im Zuge des Generationenwechsels und des demografischen Wandels nun weiter zuspitzt. «Deshalb stehen Unternehmen vor der Frage, wie sie stark umworbene, selbstbewusst auftretende Fachkräfte wirksam ansprechen, gewinnen und an sich binden können», sagt Personalmanagementforscher Peter Kels von der Hochschule Luzern. In einem umfassenden Forschungsprojekt (siehe Kasten)untersuchten die Hochschule Luzern und die Berner Fachhochschule die Erwartungen von Schweizer MINT-Fachkräften der Generationen Y (Jahrgänge 1982-1999) und X (Jahrgänge 1965–1981) an die Arbeitgebenden.

 

Unzufrieden mit dem Arbeitgeber

Die Studie zeigt, dass die aktuelle Arbeitssituation für viele MINT-Fachkräfte der Generationen Y
und X nicht befriedigend ist: 36 Prozent der befragten Personen beabsichtigen, ihre Arbeitgebenden
innerhalb der nächsten 12 Monate zu verlassen. Damit fällt die Kündigungsbereitschaft der MINTFachkräfte beträchtlich höher aus als die von Erwerbstätigen in anderen Berufszweigen. «Das sollte das Management wachrütteln und dazu motivieren, der Arbeitszufriedenheit der MINT-Fachkräfte noch mehr Beachtung zu schenken», sagt Kels. Die grösste Differenz besteht über beide Generationen hinweg bei der erwarteten und zugestandenen Mitbestimmung am Arbeitsplatz sowie punkto Entwicklungsperspektiven im Betrieb.

 

Fünf wesentliche Faktoren

Im Detail präsentieren sich die Anforderungen der MINT-Fachkräfte der Generationen Y und X an
die Arbeitgebenden wie folgt: Sie orientieren sich bei der Stellensuche im Wesentlichen an fünf
arbeitgeber- und stellenbezogenen Faktoren. Der mit Abstand wichtigste Faktor für eine Bewerbung ist der Jobinhalt (genannt von über 80 Prozent der Befragten). Bevorzugt werden abwechslungsreiche, technisch komplexe und innovative Fach- und Projektaufgaben. Weitere zentrale Attraktivitätsfaktoren sind Informationen zu den Entwicklungsmöglichkeiten, zum Team und zu flexiblen Arbeitszeitmodellen. Erst an fünfter Stelle wird der Gesamtlohn genannt. Die Faktoren Arbeitsplatzsicherheit, Branche und Kultur werden deutlich weniger oft, nur je von rund einem Drittel der Befragten, genannt. Nur für eine verschwindend kleine Minderheit ist die Reputation (Employer of Choice bzw. Marktführer) des Unternehmens relevant (siehe Abb. 1).

 

Für eine nachhaltige Personalgewinnung und -bindung im MINT-Bereich braucht es aber mehr als
positive arbeitgeber- und stellenbezogene Faktoren. Der Schlüssel liegt in der systematischen
Gestaltung der oftmals auf unausgesprochenen Erwartungen beruhenden Arbeitsbeziehung, auch psychologischer Vertrag genannt. MINT-Fachkräfte beider Generationen zeigen eine hohe Arbeitszufriedenheit und Bindungsbereitschaft, wenn vier Erwartungen erfüllt werden:

 

1. Möglichkeit, abwechslungsreiche, technisch komplexe bzw. innovative Fach- und Projektaufgaben zu bearbeiten und hierbei eigenständige Lösungswege zu entwickeln,

 

2. Aussicht auf attraktive berufliche Entwicklungsperspektiven und Optionenvielfalt, insbesondere den Kompetenzaufbau über herausfordernde Aufgaben und Projekte/im Rahmen von Alternativlaufbahnen (Fach-, Projekt- oder Horizontalkarrieren),

 

3. betriebliche Führungs- und Zusammenarbeitskultur, die auf Kollegialität, Augenhöhe, Beteiligung, Feedback und Menschlichkeit setzt,

 

4. Option auf flexible, auf das Individuum zugeschnittene Arbeitszeitmodelle (Beginn und Ende Arbeitstag variabel, Überzeiten kompensieren bzw. Teilzeit oder Homeoffice).

(hslu.ch)

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